Dem Himmel kann man sich vielleicht nur nähern, wenn man die Erde spürt.
Barfuß zu gehen bedeutet mehr als auf Schuhe zu verzichten. Es ist eine bewusste Hinwendung zur Welt, ein körperliches Bekenntnis zur Einfachheit.
Für viele Künstler ist Barfüßigkeit Ausdruck von Freiheit, Direktheit und Erdung – ein stiller Protest gegen Konventionen, aber auch ein Mittel, sich selbst näherzukommen. Der Boden unter den Füßen wird zur Bühne der Wahrnehmung.
In der Geschichte religiöser Bewegungen war Barfüßigkeit stets ein Zeichen der Demut. Bettelorden wie die Franziskaner oder unbeschuhte Karmeliten lebten seit dem 13. Jahrhundert ohne Schuhwerk – ein Symbol für Armut, Christusnachfolge und bewussten Verzicht.
Auch heute verkörpern barfüßige Mönche eine spirituelle Nähe zur Schöpfung. Im Buddhismus ist Barfüßigkeit Teil des täglichen Rituals: Mönche gehen barfuß zum Almosengang, achtsam und schweigend. Jeder Schritt wird zur Übung im Loslassen, im Dasein.
Ergänzt wird diese spirituelle Körperpraxis durch Rituale wie die Fußwaschung – ein Zeichen der Hingabe, etwa im christlichen Abendmahl – oder durch die Salbung der Füße mit Öl, als Geste der Ehrerbietung und Segnung.
Barfußsein verbindet Erdung mit Offenheit. Es ist ein Weg, mit jedem Schritt das Spirituelle im Alltäglichen zu berühren – zwischen Staub und Licht.Denn der Glaube war immer auch körperlich. Brot, das gebrochen wird. Wasser, das über Stirnen rinnt. Wein auf der Zunge. Und Füße – bar, gewaschen, gesalbt.Vielleicht ist es das: Der Kontakt, das Unvermittelte, das Spüren. Der barfüßige Moment zwischen Erde und Himmel.
